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Zwischen Krisenbewältigung und Mangel – 32. Bericht des Psychiatrieausschusses Sachsen-Anhalt zeigt Fortschritte und akuten Handlungsbedarf

Am 8. September 2025 übergab der Psychiatrieausschuss des Landes Sachsen-Anhalt seinen 32. Jahresbericht Landtagsvizepräsidentin Anne-Marie Keding und Sozialministerin Petra Grimm-Benne.

Von links: Der Vorsitzende des Psychiatrieausschusses Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. med. Hans-Henning Flechtner übergibt den 32. Psychiatriebericht an Sozialministerin Petra Grimm-Benne und Landtagsvizepräsidentin Annemarie Keding.

Der 32. Bericht dokumentiert den Zeitraum vom 1. Mai 2024 bis 30. April 2025 – es wurden 103 Versorgungseinrichtungen besucht – und macht deutlich: Trotz Stabilisierung nach der Coronapandemie wächst der Druck auf die psychiatrische Versorgung:

  • Krisenmanagement funktioniert: Nach dem Anschlag auf den MagdeburgerWeihnachtsmarkt 2024 reagierten Kliniken und Traumaambulanzen schnell und effektiv – die langfristigen Folgen sind jedoch unklar.
  • Fachkräftemangel verschärft sich in allen Bereichen der psychiatrischen Versorgung; psychiatrische Kliniken sehen sich insbesondere durch die ab 2026 geltenden Personalvorgaben (PPP-RL) massiven Risiken ausgesetzt.
  • Unsicherheit in der Eingliederungshilfe: Leistungsberechtigte und Leistungserbringer befürchten Qualitätseinbußen und Verschlechterungen bei der Versorgung von Menschen mit Beeinträchtigungen wegen der zähen Verhandlungen zum Landesrahmenvertrag und dessen letztendlicher Kündigung. 
  • Neue Schwerpunkte: Demenzstrategie, psychiatrische Versorgung älterer Menschen sowie kontroverse Debatten um Geschlechtsinkongruenz bei Kindern und Jugendlichen standen im Mittelpunkt der Fachtagungen des Ausschusses. 
  • Versorgungsstrukturen im Umbau: Gemeindepsychiatrische Verbünde und Psychiatriekoordination wurden fast flächendeckend etabliert, doch der Landkreis Wittenberg bleibt bislang außen vor.

Positiv bewertet der Ausschuss den Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste – inzwischen an fünf Standorten im Land. Auch aufgrund der nachvollziehbaren Verunsicherung der Bevölkerung durch tragische Vorfälle, wie z. B. in  Magdeburg, Mannheim und im Hamburger Hauptbahnhof, gibt es aktuell Erwägungen zu stärkerer Erfassung und Überwachung psychisch kranker Menschen. Der Psychiatrieausschuss versteht sich hier als wichtiger Mittler zwischen den  Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit und den Persönlichkeitsrechten der erkrankten Personen.

Es gilt, eine Ausgewogenheit zwischen Prävention, Sicherheit und Behandlung zu wahren.

(Quelle: PM Psychiatrieausschuss Sachsen-Anhalt)

32. Jahresbericht des Psychiatrieausschuss (teliweise barrierefrei)