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Kinder-​ und Ju­gend­be­tei­li­gung in Sach­sen An­halt

Ge­setz­li­che Re­ge­lung der Kin­der­mit­wir­kung in Ta­ges­ein­rich­tun­gen

Das Kin­der­för­de­rungs­ge­setz Sachsen-​Anhalt re­gelt in § 7 seit vie­len Jah­ren, dass Kin­der ent­spre­chend ihres Al­ters und ihrer Fä­hig­kei­ten bei der Ge­stal­tung des All­tags und der Or­ga­ni­sa­ti­on der Ta­ges­ein­rich­tung mit­wir­ken und mit ent­schei­den sol­len. Sie kön­nen aus ihrer Mitte eine Spre­che­rin oder einen Spre­cher für die je­wei­li­ge Grup­pe wäh­len, die im Ku­ra­to­ri­um einer Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung ge­hört wer­den muss.  

Bil­dungs­pro­gramm Bil­dung ele­men­tar für Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen

Im ak­tua­li­sier­ten und ge­setz­lich ver­pflich­tend von den Ta­ges­ein­rich­tun­gen  um­zu­set­zen­den Bil­dungs­pro­gramm für Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen ist eine Leit­li­nie „Par­ti­zi­pa­ti­on“ ent­hal­ten, in der die Min­dest­an­for­de­run­gen für eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Ar­beit zu die­ser The­ma­tik ent­hal­ten ist. U.a. sol­len die päd­ago­gi­schen Fach­kräf­te die Kin­der al­ters­ge­recht über ihre Kin­der­rech­te in­for­mie­ren und sie auch be­stär­ken darin, diese ein­zu­for­dern. Auch sol­len ge­mein­sa­me Re­ge­lun­gen für die Ge­stal­tung des All­tags ver­ein­bart und adres­sa­ten­ge­rech­te Be­schwer­de­ver­fah­ren ein­ge­rich­tet wer­den.

Ge­setz­li­che Mit­wir­kung von Kin­dern und Ju­gend­li­chen in der Kom­mu­ne

Nach § 80 Kom­mu­nal­ver­fas­sungs­ge­setz LSA sol­len Kin­der und Ju­gend­li­che (seit dem Jahr 2014) bei Pla­nun­gen und Vor­ha­ben, die ihre spe­zi­fi­schen In­ter­es­sen be­rüh­ren, in an­ge­mes­se­ner Weise be­tei­ligt wer­den. Hier­zu kön­nen ge­eig­ne­te Ver­fah­ren ent­wi­ckelt, Bei­rä­te ge­bil­det oder Be­auf­trag­te be­stellt wer­den.

Ju­gend­po­li­ti­sches Pro­gramm

Seit 2021 wird ein von der Lan­des­re­gie­rung be­schlos­se­nes Ju­gend­po­li­ti­sches Pro­gramm Sachsen-​Anhalts um­ge­setzt und fort­ge­schrie­ben. Das Pro­gramm ist in enger Zu­sam­men­ar­beit aller Res­sorts unter Ein­be­zie­hung jun­ger Men­schen ent­stan­den. Es be­schreibt die viel­fäl­ti­gen ju­gend­po­li­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten des Lan­des und gibt zudem einen Aus­blick auf zu­künf­ti­ge Hand­lungs­be­dar­fe. Diese be­tref­fen nicht nur For­de­run­gen zu ju­gend­ge­rech­ter Po­li­tik­ge­stal­tung, son­dern auch zu not­wen­di­gen Be­tei­li­gungs­pro­zes­sen und -​strukturen. Junge Men­schen for­dern zu Recht, an sie be­tref­fen­den Planungs-​ und Ent­schei­dungs­pro­zes­sen an­ge­mes­sen be­tei­ligt zu wer­den.

Das Ju­gend­po­li­ti­sche Pro­gramm wid­met die­ser The­ma­tik ein gan­zes Ka­pi­tel. In den wei­te­ren the­ma­ti­schen Ab­schnit­ten des Pro­gramms fin­det sich die Be­tei­li­gung an Pla­nun­gen und Ent­schei­dun­gen je­weils als roter Faden wie­der. Junge Men­schen hat­ten u. a. durch die ak­ti­ve Ein­be­zie­hung des Kinder-​ und Ju­gend­rings Sachsen-​Anhalt, hier vor allem durch das Pro­jekt „Ju­gend Macht Zu­kunft“, und das Lan­des­zen­trum Ju­gend + Kom­mu­ne re­gel­mä­ßig die Mög­lich­keit, ju­gend­po­li­ti­sche An­sät­ze kri­tisch, aber fair zu re­flek­tie­ren. Sachsen-​Anhalt setzt eine ei­gen­stän­di­ge Ju­gend­po­li­tik seit 2011 um; diese hat mit dem Ju­gend­po­li­ti­schen Pro­gramm einen wei­te­ren Mei­len­stein er­reicht.

Damit ist je­doch kein End­punkt ge­setzt. Mit dem Ju­gend­po­li­ti­schen Pro­gramm wer­den viel­mehr auch wei­ter­hin auch hohe Er­war­tun­gen an die zu­künf­ti­ge Ju­gend­po­li­tik in Sachsen-​Anhalt for­mu­liert:

Neben in­halt­li­chen The­men, die die Le­bens­welt jun­ger Men­schen be­tref­fen, stellt einen zen­tra­len Hand­lungs­be­reich die Frage dar, wie junge Men­schen ge­winn­brin­gend für alle Be­tei­lig­ten in po­li­ti­sche Ent­schei­dungs­pro­zes­se ein­ge­bun­den wer­den.

Auf die Be­tei­li­gung jun­ger Men­schen bei der Er­stel­lung des Pro­gramms wurde sehr viel Wert ge­legt und auch er­folg­reich ver­wirk­licht.

So soll auch der wei­te­re Pro­zess der Um­set­zung und Fort­schrei­bung ge­stal­tet wer­den.  Die­ser Pro­zess wird unter Be­tei­li­gung des Lan­des­zen­trums Ju­gend + Kom­mu­ne sowie des Kinder-​ und Ju­gend­rings er­fol­gen, dem das Land dafür ent­spre­chen­de per­so­nel­le Res­sour­cen zur Ver­fü­gung ge­stellt hat.

Pro­jekt „Ju­gend Macht Zu­kunft“

Das Pro­jekt „Ju­gend Macht Zu­kunft“ (JMZ) beim Kinder-​ und Ju­gend­ring Sachsen-​Anhalt berät Po­li­tik und Ver­wal­tung seit Jah­ren (seit 2014) zur Ent­wick­lung einer ei­gen­stän­di­gen Ju­gend­po­li­tik, denn das be­schlos­se­ne Ju­gend­po­li­ti­sche Pro­gramm ist kein ju­gend­po­li­ti­sches Novum. Sachsen-​Anhalt ist be­reits auf einem guten Weg. An­teil daran hat auch JMZ. In ver­schie­de­nen Be­tei­li­gungs­for­ma­ten wie Work­shops und Camps, Dis­kus­si­ons­run­den mit Po­li­ti­ke­rin­nen und Po­li­ti­kern oder Online-​Tools wur­den junge Men­schen er­mu­tigt, kon­kre­te Fra­gen, For­de­run­gen und Wün­sche an Po­li­tik und Ver­wal­tung zu stel­len, die ihre Le­bens­be­rei­che be­tref­fen. Dabei haben die jun­gen Men­schen unter An­lei­tung ge­lernt, wie man sich be­tei­li­gen kann, wie dies funk­tio­niert. In­so­fern hat JMZ in zwei­er­lei Hin­sicht Be­tei­li­gung vor­an­ge­trie­ben: junge Men­schen ler­nen Par­ti­zi­pa­ti­on und Po­li­tik und Ver­wal­tung haben junge An­sprech­part­ne­rin­nen und Part­ner. In­zwi­schen hat JMZ einen Pool jun­ger „Zu­kunfts­ge­stal­ter*innen“ auf­ge­baut. Des Wei­te­ren ist eine Qua­li­fi­zie­rungs­rei­he für Ver­ant­wort­li­che in den Lan­des­ver­wal­tun­gen er­ar­bei­tet wor­den, die re­gel­mä­ßig durch­ge­führt wird.

Im Pro­jekt­ver­lauf in­ten­si­vier­te sich des Wei­te­ren die Ar­beit ge­mein­sam mit den Lan­des­res­sorts mit dem Ziel, ein par­ti­zi­pa­ti­ves Ver­wal­tungs­han­deln in den Mi­nis­te­ri­en zu er­rei­chen. In die­sem Pro­zess hat JMZ an „Leucht­turm­the­men“ ge­ar­bei­tet. Diese wur­den, unter Be­rück­sich­ti­gung the­ma­tisch zu­sam­men­ge­fass­ter For­de­run­gen von jun­gen Zu­kunfts­ge­stal­te­rin­nen und -​gestalter, her­aus­ge­fil­tert, um sie kon­kre­ter zu be­leuch­ten. Vor allem das Thema „Ju­gend­ge­rech­ter ÖPNV“ be­weg­te Ju­gend­li­che dazu, sich über ein Jahr mit ver­schie­de­nen Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten, von Ver­kehrs­ver­bün­den und -​unternehmen, über Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Lan­des­ver­wal­tung bis zu den ver­kehrs­po­li­ti­schen Spre­che­rin­nen und Spre­cher der Par­tei­en, an einen Tisch zu set­zen und ge­mein­sam nach Lö­sun­gen zu su­chen. Durch junge Zu­kunfts­ge­stal­te­rin­nen und -​gestalter, die das Pro­jekt eh­ren­amt­lich be­glei­ten, konn­te das Thema kon­kre­ti­siert und For­de­run­gen, wie z.B. ‚mehr Mit­be­stim­mung bei der Ver­kehrs­pla­nung‘, Ver­bes­se­rung der Tak­tung von Bus und Bahn‘ oder ‚die Rück­nah­me von Stre­cken­still­le­gun­gen‘, in den par­la­men­ta­ri­schen Aus­schuss für Lan­des­ent­wick­lung und Ver­kehr ge­tra­gen wer­den. Als wei­te­ren Leucht­turm haben junge Men­schen das Thema „Nach­hal­tig­keit“ iden­ti­fi­ziert. In die­sem Rah­men ist JMZ sehr aktiv in die par­ti­zi­pa­ti­ve Aus­ge­stal­tung der „Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie für Sachsen-​Anhalt“ ein­ge­bun­den.

Der KJR be­glei­tet ak­tu­ell im Rah­men sei­nes Pro­jek­tes auch das Thema „Struk­tur­wan­del Koh­le­re­gi­on“ und bringt junge Men­schen mit Ent­schei­dungs­trä­gern auf Landes-​ und auf ört­li­cher Ebene zu­sam­men. Das „Lan­des­zen­trum „Ju­gend + Kom­mu­ne“ hat Er­fah­run­gen mit ei­ni­gen, kom­mu­na­len Ju­gend­gre­mi­en sam­meln kön­nen.

Lan­des­zen­trum Ju­gend + Kom­mu­ne

Zur Un­ter­stüt­zung der Kom­mu­nen in Bezug auf die Be­tei­li­gung jun­ger Men­schen an Pla­nungs­pro­zes­sen hat das Land das Lan­des­zen­trum Ju­gend + Kom­mu­ne ins Leben ge­ru­fen. Als lan­des­weit tä­ti­ge Ein­rich­tung bie­tet es den Kom­mu­nen in Sachsen-​Anhalt Un­ter­stüt­zung auf dem Ge­biet der Ein­bin­dung von Ju­gend­li­chen in Ent­schei­dungs­pro­zes­se der kom­mu­na­len Mit­ge­stal­tung. Bis­he­ri­ge dies­be­züg­li­che Ak­ti­vi­tä­ten im Land wer­den hier zu­sam­men­ge­führt. Ein Schwer­punkt der Tä­tig­keit des Lan­des­zen­trums liegt in der erst­ma­lig in 2018 und im Wei­te­ren alle zwei Jahre durch­zu­füh­ren­den För­de­rung der Mit­wir­kung von Kom­mu­nen an aus­ge­wähl­ten Pi­lot­vor­ha­ben zur Ju­gend­be­tei­li­gung im Land Sachsen-​Anhalt.

In der wei­te­ren Ar­beit des Lan­des­zen­trums wurde unter an­de­rem ein lan­des­wei­tes Netz­werk von Ak­teu­ren der Ju­gend­be­tei­li­gung auf­ge­baut.

Ein­rich­tung eines Lan­des­heim­rats 

Sachsen-​Anhalt be­rei­tet die Eta­blie­rung eines Lan­des­heim­ra­tes vor. Damit sol­len die Mit­wir­kungs­rech­te von Kin­dern und Ju­gend­li­chen im Hin­blick auf die Ge­stal­tung all­täg­li­cher Le­bens­si­tua­tio­nen in den Kin­der­hei­men ge­stärkt wer­den.

​​​​​​​Ombudschaftliche Be­ra­tungs­stel­le

Be­reits vor der ge­setz­li­chen Ver­an­ke­rung im Rah­men des KJSG ar­bei­tet in Sachsen-​Anhalt eine om­bud­schaft­li­che Be­ra­tungs­stel­le zur Stär­kung der Rech­te und der Be­tei­li­gung jun­ger Men­schen in Kon­flikt­si­tua­tio­nen mit der Kinder-​ und Ju­gend­hil­fe.