Allerdings konnte das Land seine Herzinfarkt-Sterberate (altersstandardisiert) in den vergangenen Jahren kräftig senken: zuletzt auf 56 pro 100.000 EW im Jahr 2023. Damit liegt Sachsen-Anhalt nach den Angaben des „Deutschen Herzberichts Update 2025“ unter den Werten von Berlin (71), Mecklenburg-Vorpommern (67), Brandenburg (59) und Schleswig-Holstein (58). „Sachsen-Anhalt hat im Kampf gegen die Herzinfarkt-Sterblichkeit in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht“, erklärt Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in Sachsen-Anhalt. „Diese Entwicklung ist umso erfreulicher, weil Sachsen-Anhalt für die verstärkten Präventionsmaßnahmen mit einer Senkung der Herzinfarkt-Sterblichkeitsrate um mehr als 40 Prozent innerhalb von zehn Jahren belohnt wird“, so die Gesundheitsministerin.
Kardiologen führen die Senkung der Infarktmortalität in Sachsen-Anhalt auf unterschiedliche Faktoren zurück. So hätten „insbesondere Fortschritte in der Akutversorgung von Herzinfarktpatienten“ zur Senkung der Infarktsterblichkeit in Sachsen-Anhalt beigetragen, erklärt Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Universitätsklinikum Magdeburg. Dazu zählt der Zugang zu Kliniken mit einem Katheterlabor für die Infarkttherapie, im besten Fall mit einer Chest Pain Unit (CPU). „Auch dürfte eine optimierte Rettungskette vom Symptombeginn bis zur Behandlung in der Klinik zu einer Senkung der Zahl an Herzinfarkttodesfällen geführt haben“, so Braun-Dullaeus, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Neben strukturellen Verbesserungen etwa der Transportwege außerhalb der Klinik sei auch die Gesundheitskompetenz der Menschen ein bedeutsamer Faktor in der Infarktprävention. „Dank einer verbesserten Aufklärung in der Bevölkerung wissen die Menschen zunehmend besser über die Herzinfarkt-Warnzeichen und über die Risikokrankheiten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Prävention Bescheid“, betont Braun-Dullaeus und sieht Verbesserungen: „Aufklärungseffekte lassen sich im Alarmierungsverhalten von Herzinfarkt-Patienten erkennen: Wer die Herzinfarkt-Symptome kennt, handelt im Notfall – für sich selbst oder für seinen Angehörigen – meistens auch schneller und ruft sofort die 112 für den Notarzt. Hier sehen wir Fortschritte.“
„Um die Krankheitslast und Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachhaltig zu senken, erfordert es neben dem medizinischen Leistungsspektrum auch ein Bewusstsein in der Bevölkerung – bei Jungen wie Älteren – für die Ursachen und Gefahren durch Herzinfarkt und seine Risikofaktoren, die Prävention der Risikokrankheiten, ebenso ein Wissen über richtiges Notfallverhalten bei Herzinfarkt und Herzstillstand – hier kommt die Aufklärungsaktion Herzwoche zu ihrer Bedeutung“, betont Prof. Dr. Daniel Sedding, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III: Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Halle (Saale).
Mit Aufklärungskampagne „Herzwoche“ Infarktprävention verbessert
Regionale Unterschiede lassen sich jedoch auch mit sogenannten sozioökonomischen Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Verbreitung von Risikokrankheiten wie Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck oder Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Bewegungsmangel erklären. Ebenso die Altersstruktur einer Bevölkerung und die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung spielen eine wichtige Rolle für das Krankheitsgeschehen einer Region. Länder wie Baden-Württemberg, Bayern, und Hamburg mit niedrigen Herzinfarkt-Sterberaten (Baden-Württemberg: 46; Bayern: 44; Hamburg: 31 pro 100.000 EW) verfügen beispielsweise über regionale Herzinfarkt-Kampagnen, gute Präventionsnetzwerke oder Regionale Präventionsstudien mit Ausstrahlungseffekten in die Bevölkerung: die Kampagne „Rems-Murr-Kreis gegen den Herzinfarkt“ (Baden-Württemberg), die Landeszentrale für Gesundheit und die Herzinfarkt-Kampagne „Hand aufs Herz“ (Bayern) und die Hamburg City Health Study. „In Sachsen-Anhalt dürfte die 2018 eingeführte jährliche Aufklärungskampagne ,Herzwoche‘ zur Infarktprävention beigetragen haben“, erklärt der Kardiologe und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung, Prof. Dr. Heribert Schunkert. Sachsen-Anhalt hat mit der landesweiten Herzwoche als bundesweit erstes Flächenland gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung und weiteren Partnern aus dem Gesundheitswesen eine jährlich stattfindende Aufklärungskampagne realisiert.
Herzwochen: Motor für mehr herzgesundes Bewusstsein der Menschen?
Unter dem Dach der Gesundheitsinitiative Sachsen-Anhalt informierten in den landesweiten Herzwochen seit 2018 Behörden, Ärztenetzwerke, Krankenkassen, Apotheken und Aktionsbündnisse über die Vorsorge, Ursachen und Symptome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie richtiges Notfallverhalten bei Herzinfarkt und Herzstillstand. „Um diese Bandbreite an Themen auch in den Köpfen der Menschen in Sachsen-Anhalt zu verankern, braucht es zugleich deren Bereitschaft und den Willen zu Veränderungen: das Umstellen auf einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung, gesunder Ernährung und Rauchverzicht sowie regelmäßige Gesundheits-Check-Ups beim Hausarzt ab 35 Jahren“, so Prof. Sedding, Sprecher des Mitteldeutschen Herzzentrums und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung. Eine breitgefächerte und mehrjährige Aufklärungskampagne wie die Herzwoche Sachsen-Anhalt mit allen Akteuren des Gesundheitswesens im Land könne hier „wie ein Motor für Veränderungsbereitschaft“ wirken. „Mit der Gesundheitsinitiative Sachsen-Anhalt ist mit vielen engagierten Partnern des Gesundheitswesens unter einem Dach ein solches dauerhaftes Bündnis mit Schubwirkung gelungen.“ Zum Beispiel: Bewegung als beste Medizin gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Große Anstrengungen haben das Gesundheitsministerium von Sachsen-Anhalt und die Herzstiftung unternommen, um die Prävention in die Schulen zu bringen. Unterstützt wurden sie dabei von der Magdeburger Breakdance-Gruppe „Da Rookies“, die über Breakdance-Workshops attraktive Bewegungsangebote in die Schulen gebracht hat.
Herzwoche: Hebel für mehr Gesundheitskompetenz gegen „stille Gefäßkiller“
Insgesamt hat die Herzstiftung in diesem Zeitraum fast 8.000 Aktionspakete mit Broschüren, Plakaten und Flyern zum Thema Erhalt der Herzgesundheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Sachsen-Anhalt verschickt. Das Material legen mehrere Hundert Apotheken und Arztpraxen im Land aus. „Mit den landesweiten Herzwochen konnten sich die Menschen in Sachsen-Anhalt kontinuierlich darüber informieren, welche Lebensstilfaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Risikokrankheiten zum Herzinfarkt führen, mit welchen Warnzeichen sich ein Herzinfarkt bemerkbar macht und wie man als Laie bei Herzstillstand reanimiert“, so der Herzstiftungs-Vize-Vorsitzende Prof. Schunkert. „Mit ihren Aufklärungsangeboten der ,Herzwoche‘ hat das Land Sachsen-Anhalt der Bevölkerung einen effektiven Hebel für mehr Gesundheitskompetenz gegen stille Gefäßkiller wie hohes Cholesterin, Diabetes mellitus und Bluthochdruck in die Hand gegeben“, betont Prof. Schunkert. Und das offensichtlich mit Erfolg, wie allein die Zahlen zum Zeitpunkt im Jahr 2018 der ersten Herzwoche Sachsen-Anhalt zeigen. Das Bundesland konnte seine Herzinfarkt-Sterblichkeit von 69 Herzinfarkt-Verstorbenen pro 100.000 EW (2018) auf 66 (2020) und zuletzt 56 Gestorbene pro 100.000 EW im Jahr 2023 senken (Deutscher Herzbericht – Update 2025). Besonders erfreulich sei, so Prof. Schunkert, dass sich die Zahl der beteiligten Partner von Jahr zu Jahr erhöht habe. So konnte die Idee der landesweiten Herzwoche immer mehr Menschen erreichen. Laut Herzbericht starben im Jahr 2023 an den Folgen der Koronaren Herzkrankheiten (KHK) bundesweit insgesamt 119.795 Menschen (davon 43.839 am akuten Herzinfarkt). Die Sterberate lag damit bei 125 an KHK Gestorbenen pro 100.000 EW (Herzinfarkt: 46 pro 100.000 EW). In Sachsen-Anhalt starben 2023 insgesamt 1.647 Menschen am Herzinfarkt (4.914 an KHK).
Update des Deutschen Herzberichtes 2025: Zum Ländervergleich mit Zahlen, Grafiken und Bildmaterial finden Sie hier ...





