Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie für Antirassismus, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne und Staatssekretärin Susi Möbbeck, Integrationsbeauftragte der Landesregierung Sachsen-Anhalts, haben auf der heutigen Festveranstaltung die sechs Preise sowie einen Sonderpreis übergeben. 22 Ehrenamtliche wurden zugleich für ihr Engagement geehrt. In diesem Jahr wurden über 60 Vereine, Unternehmen, Initiativen, Begegnungsorte und Einzelpersonen für einen der Preise vorgeschlagen.
Staatssekretärin Möbbeck sagte in ihrer Begrüßungsrede: „Das Engagement für Integration ist ungebrochen. Die Gewinner des Landesintegrationspreises machen sich in besonderem Maße dafür stark, dass Menschen unabhängig von ihrer Herkunft in Sachsen-Anhalt heimisch werden. Die Landesregierung will mit dem Integrationspreis den Einsatz für ein gleichberechtigtes Zusammenleben würdigen und sichtbar machen. Angesichts der polarisierten Debatten um Migration und des Zuspruchs für rechtsextreme Parteien ist dieses Engagement für Vielfalt unverzichtbar.“
Staatsministerin Reem Alabali-Radovan betonte: „Die vielen beeindruckenden Projekte gehören zum Fundament unserer Demokratie. Sie sorgen dafür, dass Zusammenhalt und Integration in Sachsen-Anhalt gelingen. Damit Demokratie wehrhaft bleibt, muss sie gelebt werden. Für ihren Einsatz gebührt allen Engagierten großer Dank. Wer Vielfalt fördert, wer willkommen heißt, schafft ein Klima von Respekt und Offenheit, in dem sich alle angenommen und sicher fühlen können. Die Projekte zeigen, Integration ist erfolgreich, wenn sie von Menschen vor Ort getragen und mitgestaltet wird. Damit alle ihre Potentiale entfalten können.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger:
Kategorie „Engagement für Vielfalt – gegen Rassismus und Diskriminierung“
Den mit 1.000 Euro dotierten, ersten Preis erhält in dieser Kategorie das Bündnis „Sangerhausen bleibt bunt“ des Vereins Soziokultur Sangerhausen. Seit über 15 Jahren setzt sich das Bündnis dafür ein, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft in Sangerhausen und Umgebung ankommen können und Rassismus zurückgedrängt wird. Dabei geht es um konkrete Projekte der interkulturellen Begegnung und der historischen Bildung zu Gedenkorten für die Opfer der NS-Herrschaft.
Der zweite Preis (500 Euro) geht an biworegio e.V. im MehrGenerationenHaus Bitterfeld-Wolfen für eine Veranstaltungsreihe zum Ramadan. Fünf Frauen mit türkischen Wurzeln haben eine Veranstaltungsreihe entwickelt, um Ehrenamtliche sowie Schülerinnen und Schüler über den Ramadan und den muslimischen Alltag zu informieren. Damit bauten sie eine Brücke zwischen der deutschen Gesellschaft und der türkischen Community.
Einen Sonderpreis erhält das Institut für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien (ICATAT) e.V. mit seinem Direktor Dr. Mieste Hotopp-Riecke für das Bildungsprojekt „Der Pascha von Magdeburg“. In Workshops, Ausstellungen, Stadtspaziergängen und Veröffentlichungen wird vermittelt wie weit die regionalen Berührungspunkte zwischen Orient und Okzident zurückreichen. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft sind kulturelle Beiträge für ein diskriminierungsfreie Zusammenleben im Hier und Jetzt entstanden.
Kategorie „Studium, Ausbildung und Arbeit – Schlüssel erfolgreicher Integration“
Mit dem ersten Preis (1.000 Euro) wird die Islamische Gemeinde Magdeburg e.V. für die Arbeitsmarktbörse in der Moschee geehrt. Seit 2022 organisiert die Gemeinde eine jährliche Kontaktbörse, die die Besucherinnen und Besucher der Moschee mit potentiellen Arbeitgebern zusammenbringt. Mit Hilfe von Sprachmittlerinnen und -mittlern konnten sich so 300 Gäste bei bis zu 30 Unternehmen über ein Praktikum, eine Ausbildung oder eine Beschäftigung informieren.
Den mit 500 Euro dotierten, zweiten Preis erhält die Fachstelle Faire Beschäftigung in Trägerschaft von Arbeit und Leben Sachsen-Anhalt gGmbH. Die landesweite Fachstelle berät mehrsprachig migrantische Arbeitskräfte, um sie vor ausbeuterischen Arbeitsbedingungen zu schützen und über ihre Arbeitnehmerrechte aufzuklären. Mit Unterstützung der Fachstelle konnten migrantische Arbeitskräfte seit 2018 über eine halbe Million Euro an Lohnansprüchen erfolgreich geltend machen.
Kategorie „Zusammenleben von Anfang an – Teilhabe von Kindern und Jugendlichen“
Der erste Preis (1.000 Euro) geht an den Teenkreis und Kidsclub der Landeskirchlichen Gemeinschaft Ohreland in Haldensleben. Jeden Freitag treffen sich Kinder und Jugendliche aus acht Nationen, um gemeinsam zu musizieren, zu spielen, Hausaufgaben zu erledigen und die Umgebung zu entdecken. Das Projekt eröffnet Wege zur sozialen Teilhabe, indem die jungen Menschen ermutigt werden, sich in Vereinen, Jugendangeboten und Initiativen einzubringen.
Den mit 500 Euro dotierten, zweiten Preis erhält die Schulclub AG der Hallenser Grundschule Kastanienallee in Trägerschaft des IB Mitte gGmbH für Bildung und soziale Dienste. Die AG bietet rund 30 Grundschülerinnen und -schülern einmal pro Woche eine sinnvolle außerschulische Freizeitbeschäftigung. Die Kinder entwickeln dabei selbstständig Vorhaben, die von Basteln bis hin zu einer Müllsammelaktion vor dem Schulgelände reichen. Auf spielerische Art übernehmen sie Verantwortung und können so ihre sozialen und sprachlichen Fähigkeiten weiter verbessern.
Besonderes Engagement von Einzelpersonen
Die Jury hat außerdem 22 Ehrenamtliche für ihren besonderen individuellen Einsatz in der Integrationsarbeit stellvertretend für die vielen Engagierten im Land gewürdigt und ihnen sehr herzlich gedankt:
Frau Yessra Al Hussain (Altmarkkreis Salzwedel)
Frau Al Hussain engagiert sich im Team der Ehrenamtlichen der Netzwerkstelle Migration und Integration und ist zugleich Integrationslotsin des Landkreises. Sie organisiert Begegnungsveranstaltungen, hilft Neuankommenden bei Behördengängen und leitet einen ehrenamtlichen Deutschkurs.
Frau Enaam Al Jabr (Landkreis Wittenberg)
Frau Al Jabr engagiert sich beim AWO Kreisverband Wittenberg e.V. und hilft den Beratungsdiensten ehrenamtlich bei der mehrsprachigen Kommunikation mit den Klienten. Damit gibt sie internationalen Ratsuchenden frühzeitig Orientierung und unterstützt das Ankommen.
Herr Yousef Abazid (Magdeburg)
Der 18-jährige Yousef Abazid engagiert sich als ehrenamtlicher Sprachmittler für die Migrationsberatung sowie im Projekt „miko – miteinander kommunizieren“, das sich für die Inklusion von Migrantinnen und Migranten mit Behinderung einsetzt. Er hilft , sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden und Inklusion im Alltag zu leben.
Frau Elham Alayesh (Altmarkkreis Salzwedel)
Frau Elham Alayesh engagiert sich in der Netzwerkstelle für Migration und Integration Salzwedel und als Integrationslotsin des Altmarkkreises Salzwedel. Sie hilft bei Elterngesprächen, begleitet zu Arztterminen und übersetzt Amtsbriefe. Insbesondere Familien, die noch nicht lange in Salzwedel leben, unterstützt Frau Alayesh beim Ankommen.
Herr Haytham Alkadi (Magdeburg)
Ob im Tischtennisverein Wolmirstedt, im Integrationsbündnis Wolmirstedt, beim Offenen Kanal Magdeburg, in der Kampagne „Magdeburg als Kulturhauptstadt 2025“ oder als stellvertretender Vorsitzender des Syrisch-Deutschen Kulturvereins in Magdeburg – Herr Alkadi hat sich von Anbeginn seines Aufenthaltes in Deutschland mit Kreativität und Organisationsgeschick engagiert.
Herr Zakariya Aqabat (Angersdorf / Halle)
Herr Aqabat ist seit 2022 im Sprachmittlungsprojekt SiSA des Landesnetzwerkes Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V. aktiv und dolmetscht Gespräche mit Behörden, Beratungsstellen und Bildungseinrichtungen. Dank seiner Hilfsbereitschaft und seiner Kenntnisse der arabischen, englischen und rumänischen Sprache ist Herr Aqabat eine große Stütze.
Frau Farahnaz Bayat (Halle)
Farahnaz Bayat unterstützt seit 2017 ehrenamtlich den Verein Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.. Sie leistet herausragende Arbeit im Vorstand und engagiert sich darüber hinaus in Einrichtungen der Jugendhilfe wie der Grünen Villa in Halle-Neustadt. Farahnaz Bayat ist eine bedeutende Brückenbauerin, die junge Menschen ermutigt, sich in die Gesellschaft einzubringen.
Frau Ursula Burba (Landkreis Börde)
Frau Burba ist seit 2019 engagiertes Mitglied in der Integrationsarbeit der AG Willkommenskultur Oschersleben. Sie unterstützt beim Erlernen der deutschen Sprache, bei der Hausaufgabenhilfe und Behördengängen.
Frau Kerstin Denecke (Halle)
Seit 2015 unterstützt Frau Denecke Geflüchtete bei der Bewältigung bürokratischer Hürden. Ob im Zusammenhang mit Mietverträgen, Krankenkassen, Kindergeld oder Hausaufgabenhilfe: Dank ihres Engagements sorgt Frau Denecke für einen Ausgleich von sozialer Ungerechtigkeit und erhöht die Teilhabe- und Bildungschancen von Geflüchteten.
Frau Katrin Einicke (Landkreis Mansfeld-Südharz)
Frau Einicke unterstützt seit mehreren Jahren ehrenamtlich die Vorbereitung und Begleitung von Berufssprachkursen im Landkreis Mansfeld-Südharz. Damit fördert sie die berufliche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und leistet zugleich einen wichtigen Beitrag gegen Arbeits- und Fachkräftemangel im ländlichen Raum.
Frau Edith Gertz (Dessau-Roßlau)
Frau Gertz unterstützt mehrfach in der Woche die Stadtverwaltung Dessau-Roßlau als Sprachmittlerin und Begleiterin. Darüber hinaus wirkte sie als Lotsin für einzelne Geflüchtete und unterstützte diese bei der Suche nach Ärzten und Wohnungen. Ein besonderes Augenmerk legt Frau Gertz auf die soziale Teilhabe von Menschen mit Behinderung.
Frau Karin Hildebrandt (Dessau-Roßlau)
Frau Hildebrandt unterstützt mehrfach in der Woche die Stadtverwaltung Dessau-Roßlau, insbesondere die Ausländerbehörde und das Sozialamt. Darüber hinaus hat sie als Lotsin geflüchteten Familien geholfen und unterstützte diese bei der Suche nach Ärzten und Wohnungen.
Frau Silvia Kaes (Magdeburg)
Seit 2021 engagiert sich Frau Kaes im Integrationsdienst des Malteser Hilfsdienstes. Ob im Sprachtandem, als Unterstützerin einer Familie aus dem Sudan oder als Initiatorin eines niedrigschwelligen Sprachkurses: Für ihr vielfältiges Engagement wird Frau Kaes gewürdigt.
Frau Liudmyla Kapustina (Burgenlandkreis)
Frau Nataliia Kyrychenko (Burgenlandkreis)
Die beiden Frauen haben im November 2022 maßgeblich zum Aufbau des Vereins „Ukrainisches Zentrum für Integration und Kulturaustausch e.V.“ beigetragen. Der Verein hat sich in kürzester Zeit zu einem kulturellen Zentrum in Zeitz entwickelt. Angeboten werden u.a. Deutschkurse, eine allgemeine Sozialberatung und Unterstützung bei Fragen zu Verträgen, Behördengängen, Arbeitsaufnahme.
Frau Veronika Koch (Landkreis Mansfeld-Südharz)
Frau Koch ist seit mehr als 10 Jahren ehrenamtlich im Bereich der Integration tätig. Mit Deutschkursen unterstützt sie Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Daneben engagiert sich Frau Koch als Patin und hilft Familien auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.
Frau Oleksandra Korostina (Halle)
Frau Korostina unterstützt seit Beginn des russischen Angriffskrieges ukrainische Geflüchtete in Halle im Umgang mit Behörden, Antragstellungen, Mietverträgen, Krankenkassen und vielem mehr. Außerdem hilft sie bei der Kommunikation mit einem Unfallkrankenhaus in Halle, welches verwundete Soldaten und deren Familien behandelt.
Frau Astrid Lippke (Landkreis Börde)
Astrid Lippke ist seit 2016 in der AG Willkommenskultur Oschersleben aktiv. Sie unterstützt von Anfang an bei Behördengängen und der Bearbeitung schriftlicher Vorgänge von Rechtsanwälten, BAMF oder Versicherungen. Auch im Café International ist sie in der Organisation immer eine zuverlässige Unterstützerin.
Herr Ronald Lüngen (Dessau-Roßlau)
Im März 2022 hat Herr Lüngen erstmals Fahrräder als Geburtstagsgeschenk in eine Notunterkunft für Geflüchtete gebracht. Seitdem hat er hunderte Fahrräder gesammelt und gemeinsam mit einer Initiative repariert, um sie Geflüchteten, Waisenkindern, gewaltbetroffenen Frauen und internationalen Studierenden zur Verfügung zu stellen.
Herr Antonio Malulene (Landkreis Stendal)
Herr Malulene ist seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich als Trainer, Schiedsrichter und Betreuer im Fußball aktiv. Seit 2020 ist Herr Malulene im Netzwerk „Integration durch Sport“ als Übungsleiter, Betreuer und Ansprechpartner im Einsatz und betreut eine Sportgruppe im Volleyball, die aus Spielerinnen und Spieler aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Türkei, Irak und Deutschland besteht.
Frau Najibeh Nazari-Niazy (Magdeburg)
Frau Najibeh Nazari-Niazy engagiert sich als Sprachmittlerin in einer Migrationsberatungsstelle, im Projekt SiSA und in Fraueninitiativen. Als Kita-Lotsin dolmetscht sie für Tageseinrichtungen, Kinder und Eltern, um für alle Seiten ein gutes Ankommen in den Einrichtungen zu ermöglichen.
Frau Alexandra Susikov (Landkreis Harz)
Frau Susikov unterstützt mit ihren ukrainischen und russischen Sprachkenntnissen seit Januar 2023 das Sprachmittlungsprojekt SiSA an der Telefon-Hotline. Sie sorgt mit viel Zugewandtheit dafür, ukrainischen Geflüchteten bei ihren ersten Schritten in Deutschland zu helfen.
Auf dem Integrationsportal finden Sie im Nachgang der Festveranstaltung Bilder von der Preisverleihung. Bei Interesse an detaillierteren Berichterstattungen vermittelt das Sozialministerium gern Kontakte zu den Preisträgerinnen und Preisträgern.