Gesundheitliche Gefährdungen
Allgemein
Die Qualität der öffentlich ausgewiesenen Badegewässer in Sachsen-Anhalt ist auf sehr hohem Niveau, die übergroße Zahl der Gewässer kann eine ausgezeichnete Wasserqualität vorweisen. Sie können grundsätzlich ohne gesundheitliche Bedenken zur aktiven Erholung genutzt werden. Offiziell ausgewiesene Badegewässer unterliegen einem etablierten Überwachungssystem, bei dem die Gesundheitsämter die Situation vor Ort überprüfen (z.B. Verschmutzungen, Sichttiefe, Algenentwicklung) und Wasserproben entnehmen, welche im Landesamt für Verbraucherschutz mikrobiologisch analysiert werden. Dies soll sicherstellen, dass mögliche nachteilige Veränderungen erkannt, geeignete Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit getroffen (z.B. Abraten vom Baden) und die Öffentlichkeit informiert werden. Oberflächengewässer sind verschiedenen Umwelteinflüssen, wie zum Beispiel Niederschlagsereignissen oder Nährstoffeinträgen von Wildtieren und Badenden, ausgesetzt, die die Wasserqualität beeinflussen – Badewässer unterliegen keiner technischen Aufbereitung.
Daher sollten Menschen mit z.B. offenen Wunden oder stark geschwächtem Immunsystem Badegewässer nicht nutzen. Auch das Verschlucken größerer Wassermengen sollte vermieden werden. Außerdem sollten Badegäste auch selbst einen Blick auf das Badegewässer haben. Sollten Sie dabei Auffälligkeiten bemerken, informieren Sie bitte das zuständige Gesundheitsamt.
Im Folgenden sind einige badegewässerassoziierte Gefährdungen beschrieben, die vereinzelt auftreten können.
Massenhaftes Auftreten von Blaualgen
Vor allem in den Sommermonaten neigen einige Badegewässer zur Massenentwicklung von Blaualgen. Diese Badegewässer enthalten auf der jeweiligen Unterseite einen entsprechenden Hinweis, außerdem wird im jeweiligen Badegewässerprofil darauf verwiesen. Manche Blaualgen sammeln sich bevorzugt an der Wasseroberfläche und werden durch den Wind in Ufernähe getrieben, wodurch teppichartige Beläge an der Wasseroberfläche und am Ufersaum gebildet werden können. Dadurch kommt es zur Trübung des Wassers. Bestimmte Blaualgen (Cyanobakterien) bilden Giftstoffe, sogenannte Toxine, die bei den Badenden durch Verschlucken des Wassers oder durch sehr langen Hautkontakt Erkrankungen hervorrufen können (Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Fieber, Hautreizungen, allergische Reaktionen). Je mehr Wasser verschluckt wird, auch an aufeinanderfolgenden Tagen, und je länger ein Hautkontakt besteht, desto eher ist die Möglichkeit einer gesundheitlichen Gefährdung gegeben. Vor allem sind Kleinkinder und Kinder gefährdet, wenn sie in Ufernähe spielen.
Falls Sie an einer Badestelle eine intensive Grünfärbung des Wassers, verbunden mit einer Minderung der Sichttiefe oder gar einen Algenteppich in Ufernähe beobachten, sollten Sie aus Vorsorgegründen auf das Baden verzichten. Vor allem sollten Sie darauf achten, dass Kleinkinder und Kinder nicht in diesem Wasser spielen. Sofern Sie nach dem Baden gesundheitliche Beschwerden bemerken, suchen Sie bitte einen Arzt auf und informieren Ihr zuständiges Gesundheitsamt über Ihre Beobachtungen.
Flyer (Stand: 2018): Algenmassenentwicklung Blaualgen - Hinweise für Badende mehr...
Überwachungsschema für Badegewässer mit erhöhtem Potential für Blaualgenmassenentwicklungen (Massenentwicklungen von Cyanobakterien) mehr...
Zerkarien und Badedermatitis
Zerkarien oder Gabelschwanzlarven sind die Larven von kleinen Saugwürmern. Die Larven verlassen ihren Zwischenwirt, die Wasserschnecke, wenn die Wassertemperaturen 24°C erreichen oder überschreiten. Sie schwärmen überwiegend in der Nähe der Ufervegetation im Flachwasserbereich aus.
Normalerweise sind Wasservögel als Endwirt das Ziel der Zerkarien. Da Zerkarien aber nur auf das Merkmal "Warmblüter" reagieren, befallen sie versehentlich auch die Haut des Menschen, die allerdings nicht durchdrungen werden kann. Die Zerkarien bleiben in der Hautoberfläche stecken und sterben nach kurzer Zeit ab. Das Verschlucken von Zerkarien ist unschädlich, da der Infektionsweg nur über die Hautoberfläche erfolgt. Der Mensch ist ein sogenannter "Fehlwirt", da er für die Weiterentwicklung der Zerkarien ungeeignet ist.
Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten verursachen beim Menschen die sogenannte Badedermatitis. Dies ist ein unangenehm juckender, aber in der Regel ungefährlicher Hautausschlag. Verlauf und die Intensität des Ausschlags sind individuell verschieden. Bei sehr empfindlichen Personen kann es zu stärkeren Abwehrreaktionen des Körpers mit Quaddelbildung und starkem Juckreiz kommen.
Zur Vermeidung eines Kontaktes mit Zerkarien sollte auf einen längeren Aufenthalt in Flachwasserbereichen mit Ufervegetation verzichtet werden. Um die Auswirkungen einer Badedermatitis zu mindern, wird empfohlen, nach Verlassen des Wassers die nasse Badekleidung zügig abzulegen und den Körper mit einem Handtuch kräftig abzutrocknen.
Bei starken Beschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden und das zuständige Gesundheitsamt ist über den aufgetretenen Befall zu informieren.
Das Füttern von Enten und anderen Wasservögeln ist zu unterlassen, da durch den Kot der Tiere auch Zerkarien eintragen werden können.
Flyer des Landesamtes für Verbraucherschutz (Stand: 2015)
Badedermatitis / Zerkariendermatitis - Hinweise für Badende mehr...
Vibrionen in salzhaltigen Badegewässern
Vibrionen sind Bakterien, die natürlicherweise in salzhaltigen Gewässern (sowohl in Küsten- als auch Binnengewässern) vorkommen können. Steigen die Wassertemperaturen im Sommer über 20°C an, kann es zu einer starken Vermehrung der Vibrionen kommen. Damit besteht ggf. ein, wenn auch sehr geringes, Gesundheitsrisiko insbesondere für abwehrgeschwächte Personen, für Personen mit bestimmten chronischen Erkrankungen mit offenen und schlecht heilenden Wunden. Vibrionen können bei dieser Risikogruppe schwere, zum Teil lebensbedrohliche Wundinfektionen verursachen. Die Übertragung des Erregers erfolgt vor allem über Hautverletzungen, wobei aber auch der Verzehr von kontaminierten rohen Meeresfrüchten zu schweren Durchfallerkrankungen und Blutvergiftungen führen kann. Dieser Übertragungsweg kommt jedoch für Badeseen nicht infrage.
Infektionen mit Vibrionen sind bisher äußerst selten aufgetreten. Dennoch sollte bei gesundheitlichen Beschwerden nach dem Baden in salzhaltigen Badeseen auch an die Möglichkeit einer Vibrionen-Infektion gedacht werden.
Abwehrgeschwächte Personen und Personen mit offenen und schlecht heilenden Wunden sollten aus Vorsorgegründen auf das Baden in sehr warmem salzhaltigen Wasser (Nord- und Ostsee, salzhaltige Badeseen) verzichten und sich bei ihren Hausärzten über mögliche Infektionsgefahren beraten lassen.
Sofern nicht auf das Baden in diesen Gewässern verzichtet wird und nach dem Baden gesundheitliche Beschwerden auftreten, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Im Arztgespräch ist in jedem Fall darauf hinzuweisen, dass in salzhaltigem Wasser gebadet wurde. Nur so ist es dem Arzt möglich, rechtzeitig mit einer entsprechenden Behandlung (z. B. Antibiotikatherapie) zu beginnen und dadurch einen ggf. schnell fortschreitenden und schweren Krankheitsverlauf zu verhindern.
In Sachsen-Anhalt kann es in den salzhaltigen Badegewässern Strandsolbad Staßfurt und Naturbad Angersdorfer Teiche zu einer Vermehrung von Vibrionen kommen.
Informationen des Robert Koch-Instituts
Abschlussbericht zum Monitoringprojekt des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt - Vibrionen in Binnenbadegewässern 2015-2020 mehr...
Informationsblatt mit Handlungsempfehlungen des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt - Vibrionen in Binnenbadegewässern mehr...
Vogelgrippeviren
Die Vogelgrippe ist eine Tierkrankheit, die nur in sehr seltenen Fällen und durch sehr engen Kontakt mit erkrankten Vögeln auf den Menschen übertragen werden kann. Da das Virus der Vogelgrippe mit dem Kot infizierter Vögel ausgeschieden wird, kann eine Beeinträchtigung der Badegewässer sowie der Uferzonen mit den entsprechenden Spiel- und Liegeflächen nicht völlig ausgeschlossen werden. Bei allen bisher durch Vogelgrippeviren hervorgerufenen Erkrankungen beim Menschen war ein äußerst enger Kontakt mit erkranktem Geflügel bzw. den Geflügelstallungen die Ursache.
Bei Einhaltung der folgenden allgemeinen hygienischen Regeln besteht für das Baden in freien Gewässern kein erkennbares zusätzliches Infektionsrisiko:
- Vermeiden des direkten Kontaktes zu kranken oder verendeten Vögeln.
- Vermeiden eines direkten Kontaktes mit Vogelkot.
- Kein Baden in erkennbar stark mit Vogelkot verschmutzten Gewässern.
- Gründliches Waschen nach versehentlichem Kontakt mit Vogelkot.
- Bei Verschmutzung der Uferzone (Liegewiese) auf die Einhaltung der üblichen persönlichen Hygieneregeln achten.
Grundsätzlich sollte bei Auffinden von toten Vögeln eine Meldung an die zuständige Behörde (Veterinärbehörde, Ordnungsamt) erfolgen, damit die notwendigen Schutzmaßnahmen veranlasst werden können.
Das Füttern von Wasservögeln, insbesondere an Badestellen und auf Liegewiesen ist zu unterlassen!
Antibiotikaresistente Bakterien in Badegewässern
Hier gelangen Sie zu den Empfehlungen "Antibiotikaresistente Bakterien in Badegewässern" des Umweltbundesamtes, die unter Mitwirkung des Bund-Länder Arbeitskreises Badegewässer und der Badewasserkommission des UBA erarbeitet wurden.