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Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Arbeit und Soziales
Redebeitrag von Gesundheits- und
Sozialminister Gerry Kley zur großen Anfrage der SPD
"Stand und Perspektiven der Arbeitsmarktpolitik und der Kinder-, Jugend-
und Familienpolitik in Sachsen-Anhalt"
TOP 2 der Landtagssitzung am 18./19. September 2003
25.09.2003, Magdeburg – 117
- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Ministerium für Gesundheit und Soziales - - Pressemitteilung Nr.:
117/03
Ministerium für Gesundheit und
Soziales - Pressemitteilung Nr.: 117/03
Magdeburg, den 25. September 2003
Redebeitrag von Gesundheits- und
Sozialminister Gerry Kley zur großen Anfrage der SPD
"Stand und Perspektiven der Arbeitsmarktpolitik und der Kinder-, Jugend-
und Familienpolitik in Sachsen-Anhalt"
TOP 2 der Landtagssitzung am 18./19. September 2003
Es gilt das gesprochene Wort !!!
Anrede,
Die
Große Anfrage gliedert sich in vier Punkte und zwar in die Bereiche
Arbeitsmarkt, Abwanderung, Kinder- und Jugend- sowie Familienpolitik.
Arbeitsmarkt
Die SPD hat in ihrer Großen Anfrage zunächst einige
Standarddaten zur Arbeitsmarktentwicklung von 2001 bis zum aktuellst möglichen
Datum, in der Regel zweites Quartal 2003, abgefragt.
Soweit auf dieser Grundlage die Arbeitsmarktpolitik
der neuen Landesregierung bewertet werden soll, kann ich davon nur abraten: Der
Arbeitsmarkt reagiert auf wirtschaftspolitische und konjunkturelle
Veränderungen mit einer Wirkungsverzögerung von über einem Jahr. Somit geht der
hier abgefragte Untersuchungszeitraum voll auf das Konto der alten
Landesregierung!
Statt die hier vorgelegten Daten zu kommentieren,
möchte ich lieber die Gelegenheit nutzen, zur aktuellen Arbeitsmarktsituation
ein paar Worte zu sagen:
Wir hatten im August 263.846 Arbeitslose; das
entspricht einer Arbeitslosenquote von 20,3%. Gegenüber August 2002 bedeutet
das eine Zunahme der Arbeitslosigkeit um 6.984 Personen.
Dabei ist aber zu berücksichtigen: Bei den
arbeitsmarktpolitischen Instrumenten ist im Vorjahresvergleich ein Rückgang um
15.853 Maßnahmeteilnehmer und -teilnehmerinnen zu verzeichnen. Damit zeigt
sich, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt gegenüber dem
Vorjahr nicht nur vollständig durch die Politik der Bundesanstalt für Arbeit
erklärt werden kann, sondern durch entlastende Effekte auf dem Arbeitsmarkt
diese Rückbaupolitik auch noch kompensiert wurde.
Besonders massiv ist der Rückgang an Teilnehmern in
der beruflichen Weiterbildung in Sachsen-Anhalt: minus 10.808 Personen; von
rund 26.599 im August 2002 auf 15.791 im August 2003 ¿ also minus 40,6%! Dies
ist ausschließlich auf die neue geschäftspolitische Zielsetzung der
Bundesanstalt für Arbeit einer verlangten prognostizierten Verbleibsquote von
70% zurückzuführen.
Die geforderte Verbleibsquote
von 70% für berufliche Bildungsmaßnahmen ist eine geschäftspolitische
Zielstellung und keine gesetzliche Vorschrift. In einem wenig aufnahmefähigen
Arbeitsmarkt wie in Sachsen-Anhalt führt eine derart anspruchsvolle
Zielstellung dazu, dass regionalpolitisch durchaus sinnvolle Maßnahmen der
beruflichen Weiterbildung unterbleiben, da kurzfristig die geforderte
Verbleibsquote nicht erreicht werden kann.
Die Landesregierung wird im
weiteren Verlauf des Jahres gegenüber der Bundesanstalt für Arbeit darauf
drängen, dass die eingestellten arbeitsmarktpolitischen Haushaltsmittel der
Arbeitsämter auch ausgegeben werden.
Abwanderung
In der
Politik, in der Wirtschaft, in den Medien, ja in der gesamten Öffentlichkeit
sowie auch im privaten Bereich wird Abwanderung als Problem dargestellt. Dies
ist nicht von der Hand zu weisen, genauso wichtig ist es aber, dass Politik und
Öffentlichkeit die Abwanderung als Herausforderung betrachten, die richtigen
Maßnahmen zur richtigen Zeit durchzuführen, um zu optimalen Ergebnissen zu
gelangen. Dem hat sich die Landesregierung zugewendet. Die Landesregierung
Sachsen-Anhalt hat eine Studie in Auftrag gegeben, in der die Gründe für die
Abwanderung untersucht und politische Antworten entwickelt werden sollen. Sie
wird durchgeführt von einem Team an der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)
zusammen mit der Gesellschaft für Familienforschung e.V.. Die Studie läuft von
Dezember 2002 bis November 2004. Erste Ergebnisse sind bereits veröffentlicht
worden und beziehen sich insbesondere auf die Schwerpunkte
Struktur der
Abwanderung
Gründe
für die Abwanderung und ihre Geschlechtsspezifik
sog.
Haltefaktoren von Regionen - Ansätze für Strategien gegen Abwanderung
Unter
Berücksichtigung dieser ersten Zwischenergebnisse und ersten Handlungsempfehlungen wird die Landesregierung ihre
Maßnahmen fortführen und neue Ansätze erproben und weiter entwickeln.
Kinder- und Jugendpolitik
Kinder- und Jugendpolitik ist
Politik für die Gegenwart und die Zukunft unserer Gesellschaft, d.h. in diesem
Zusammenhang müssen die politischen Entscheidungsträger auch Verantwortung für
die politischen Gestaltungsräume der Zukunft übernehmen. Wir können nicht
unsere Bedürfnisse und Wünsche durch neue Schulden auf Kosten der zukünftigen
Generationen erfüllen. Und vor diesem Hintergrund ist klar, dass im Rahmen der
Haushaltskonsolidierung und den
Sparzwängen der öffentlichen Hand kein Bereich von einer eingehenden Prüfung
verschont geblieben ist. Im Bewusstsein der Verantwortung für junge Menschen
hat die Landesregierung an der Jugendpauschale zur Förderung von Maßnahmen im
Kinder- und Jugendbereich festgehalten. In den Städten und Gemeinden leben
unsere Kinder und Jugendlichen; hier gilt es auch die entsprechenden Angebote
entsprechend der Nachfrage vorzuhalten. Diese Angebote ermöglichen die
Selbstfindung, aber insbesondere auch die Stärkung des wichtigen Selbstwertgefühls.
Kinder- und Jugendarbeit ist ein wichtiger Sozialisationsfaktor für unsere
jungen Menschen. Dem wollen wir auch in Zukunft besondere Beachtung schenken.
Im überregionalen Kinder- und
Jugendbereich haben wir durch Vertragsgestaltung zur Vereinfachung der
Verfahrensabläufe beigetragen. Ich bin zuversichtlich, dass damit auch eine
Erhöhung der Qualität verbunden ist und Planungssicherheit für die
Vertragspartner die notwendige Grundlage ihres Engagements verbessert.
Wir werden diese Ansätze in der
Zukunft fortlaufend evaluieren und entsprechend weiter entwickeln.
Familienpolitik
Der Wunsch, in einer Familie zu leben, hat
nach wie vor bei der Mehrzahl der Menschen in unserem Land einen hohen
Stellenwert.
Wie sieht die Lebenswirklichkeit aus?
Zahlreiche Studien belegen,
dass die Lebensplanung junger Menschen den Wunsch nach der Gründung einer
eigenen Familie sowie nach einem Leben mit Kindern beinhaltet.
Frauen wollen über die
Erfüllung der Aufgaben als Mutter hinaus auch im Berufsleben erfolgreich sein.
Auch immer mehr Väter wollen über die engagierte Berufstätigkeit hinaus ihre
Aufgaben als Väter wahr nehmen. Die gleichzeitige Berufstätigkeit beider
Partner ist das heute mehrheitlich gewünschte Lebensentwurf-Modell. Allerdings
sehen sich Frauen und Männer aller sozialen Schichten oft vor die Qual der Wahl
gestellt. Viele sehen berufliche Chancen für immer verloren, wenn sie z.
B. für die Kindererziehung beruflich
länger aussetzen würden. In Abwägung der Prioritäten der eigenen Lebensplanung
und unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Gegebenheiten entscheiden
sich daher immer mehr Frauen und Männer gegen eigene Kinder oder bekommen nur
ein Kind. Ein Grund hierfür liegt darin, dass familiäre Verpflichtungen bislang
im beruflichen Umfeld noch zu wenig Berücksichtigung finden. Für
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist es jedoch gleichermaßen von Bedeutung,
beruflich und familiäre Ziele zu verwirklichen. Hierzu sind, neben der
inhaltlich befriedigenden beruflichen Tätigkeit in der Arbeitswelt, betriebliche
Rahmenbedingungen erforderlich, die auch den Anforderungen der Familienwelt
Rechnung tragen.
Die Balance von Familien- und
Erwerbsarbeit erfordert neben Maßnahmen der Kinderbetreuung das aktive
Mitwirken von Unternehmen und Gewerkschaften. Notwendig ist die Umsetzung einer
familienfreundlichen Unternehmenskultur vor allem mit Angeboten flexibler
Arbeitszeiten und Arbeitsorganisationen sowie einer familienbewussten
Personalpolitik.
Die
Landesregierung misst der Eltern- und Familienbildung und der Stärkung der
Erziehungskompetenz von Eltern einen hohen Stellenwert bei. Es kommt vor allem
darauf an, Angebote für alle Eltern zu unterbreiten und die Eltern zu
erreichen, die besonderer Unterstützung bedürfen.
Öffentliche Verantwortung für das Aufwachsen
junger Menschen heißt, dafür Sorge zu tragen, dass besonders Eltern, denen es
schwer fällt, den steigendenden Anforderungen an die Qualität elterlicher
Erziehung gerecht zu werden, sowie jungen Eltern Unterstützung und Hilfe zur
Verfügung zu stellen. Maßnahmen der Eltern- und Familienbildung gewinnen in
Anbetracht der zunehmenden Komplexität und Vielfalt des Lebens an Bedeutung.
Sie müssen aber auch weiterentwickelt werden. Unter der Zielsetzung einer
Optimierung der Entwicklungschancen gerade für diejenigen Kinder, Jugendlichen
und deren Familien, die im weitesten Sinne als benachteiligt anzusehen sind,
ist Familien(bildungs)arbeit verstärkt für bislang schwer zugängliche Familien
bzw. Familien mit vielfachen Problemlagen zu öffnen. Dies erfordert die Schaffung
entsprechender Rahmenbedingungen vor Ort, z.B. die Errichtung dezentraler
sozialraumbezogener Familienzentren. Dabei geht es nicht um den Aufbau neuer
Strukturen und Institutionen, sondern um die sinnvolle Bündelung und
Zugänglichmachung von Angeboten professioneller Verbundsysteme an einem von
Familien akzeptierten Ort.
Ich danke Ihnen.
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