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Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Arbeit und Soziales

Ost-Kinder haben ebenso oft Asthma wie West-Altersgefährten / Abschluss für einmalige Ost-West-Schulanfängerstudie / Ministerin Kuppe: Brückenschlag in der Gesundheitspolitik

14.11.2001, Magdeburg – 132

  • Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung

 

 

 

Ministerium für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales - Pressemitteilung Nr.: 132/01

 

Magdeburg, den 14. November 2001

 

 

Ost-Kinder haben ebenso oft Asthma wie West-Altersgefährten / Abschluss für einmalige Ost-West-Schulanfängerstudie / Ministerin Kuppe: Brückenschlag in der Gesundheitspolitik

Magdeburg. Der Gesundheitszustand ostdeutscher Schulanfängerinnen und Schulanfänger ähnelt gut elf Jahre nach der Einheit zunehmend dem ihrer Altersgefährten in den alten Ländern. Das ist das Kernergebnis einer Ost-West-Langzeituntersuchung, deren Abschlussergebnisse unter dem Titel "Schulanfängerstudie" am Mittwoch in Magdeburg erstmals auf einer Fachkonferenz diskutiert wurden.

Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Dr. Gerlinde Kuppe (SPD) würdigte die langjährige erfolgreiche Kooperation zwischen Partnern aus Ost- und Westdeutschland als "Beleg für einen gelungenen Brückenschlag in der Gesundheitspolitik". Bundesweit einmalig gebe es eine vergleichbare Ost-West-Datenbasis, auf deren Grundlage die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit von Kindern weiter analysiert und unter anderem Schlussfolgerungen etwa für die Städtebau- und Verkehrsgestaltung gezogen werden können.

Die Ministerin betonte zudem: "Für Sachsen-Anhalt bedeutet der Abschluss der Langzeitstudie nicht das Ende von Untersuchungen zu Umwelteinflüssen auf den Gesundheitszustand von Kindern." Die Fragebogenerhebungen werden nach den Worten der Ministerin fortgesetzt. Für die weiterhin vorgesehenen Spezialtests würden derzeit neue Partner aus Forschung und Wissenschaft gesucht.

Im Rahmen der Schulanfängerstudie wurde vor allem der Einfluss der Luftverschmutzung auf die Entwicklung von Atemwegserkrankungen und Allergien in Ost- und Westdeutschland nach 1990 untersucht. Dazu wurden exemplarisch 22.000 Kinder aus Sachsen-Anhalt, 2.000 aus dem sächsischen Leipzig und 9.000 aus Nordrhein-Westfalen in jährliche Fragebogen-Erhebungen einbezogen. Fachleute werteten zudem mehr als 3.000 Blutproben und rund 2.000 Haut-Allergie-Tests aus Sachsen-Anhalt aus.

Der Ost-West-Vergleich der Studie ergab unter anderem, dass infektiöse Atemwegserkrankungen bei Schulanfängerinnen und Schulanfängern in Sachsen-Anhalt in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurück gegangen sind. Dem gegenüber sind Asthma, Heuschnupfen und Allergien allgemein im Vormarsch. Die verbesserte Situation bei Atemwegsinfekten ist offensichtlich auf den Rückgang der Umweltverschmutzung durch Industrieausstöße zurückzuführen. Dagegen begünstigt die Zunahme von Verkehrsabgasen offenkundig die Entstehung allergischer Erkrankungen. In diesem Zusammenhang sind aber veränderte Ernährungsgewohnheiten genauso zu berücksichtigen wie die Faktoren Familiengröße, Tierkontakte, Wohnraumausstattung und Lebensstilfaktoren.

Das Kooperationsprojekt "Schulanfängerstudie" stand unter Federführung des Medizinischen Instituts für Umwelthygiene in Düsseldorf. Beteiligt waren die Gesundheitsämter in Magdeburg, Halle, Merseburg, Salzwedel, Stendal und Leipzig, das Hygieneinstitut Sachsen-Anhalt sowie die Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie an der TU München. Das Gesundheitsministerium Sachsen-Anhalts förderte das Projekt mit insgesamt 350.000 Mark. Das Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen beteiligte sich ebenfalls an den Kosten für Vergleichsuntersuchungen.

Anlage:

Ergebnisse der Schulanfängerstudie im überblick

Atemwegserkrankungen und Allergien

Ergebnisse

 

 

Parallel zum Rückgang der Luftbelastungen mit Schwefeldioxid und Schwebstaub in den untersuchten ostdeutschen Regionen, nahmen Reizungen und Infekte der Atemwege ab. Hatten 1991 noch 13% der Kinder aus Halle häufig Husten, so waren es im Jahr 2000 nur noch 5%. Eine jemals diagnostizierte Bronchitis lag 1991 bei 60% der Kinder vor, im Jahr 2000 nur noch bei 41%.

Gleichzeitig mit dem Rückgang der Atemwegsinfekte wurde eine Zunahme bei Asthma, insbesondere beim Heuschnupfen, beobachtet. 1991 wurden bei 1,3% der untersuchten ostdeutschen Kinder jemals ein Heuschnupfen diagnostiziert, im Jahr 2000 dagegen bei 3,3%. Damit liegt der Wert in der gleichen Größenordnung wie bei Kindern aus Westdeutschland (3,5%).

Blutuntersuchungen zeigten, dass dieser Anstieg nicht nur durch eventuell veränderte Diagnosegewohnheiten verursacht sein kann. Ausgeprägte Sensibilisierungen gegen inhalative Allergene wie Birkenpollen, Graspollen oder Hausstaubmilben lagen 1991 bei 7,4% der ostdeutschen Kinder vor, 2000 dagegen bei 11,2%.

 

Schlussfolgerungen und Thesen

 

 

Es wird vermutet, dass ein früher Kontakt mit Haustieren Allergien begünstigt.

Die Kontakte mit Hund und Katze haben nachweislich in Ostdeutschland zugenommen. Eine Analyse der Studiendaten erbrachte allerdings keine eindeutige Bestätigung dieser Annahme.

Bestimmte Wohnbedingungen wie eine feuchte Wohnung oder Teppichböden im Kinderzimmer führen zu häufigeren Allergien.

Kinder, die unter den o.g. Faktoren leben, sind häufiger gegen Hausstaubmilben sensibilisiert als andere. Beide Faktoren traten während der Beobachtungszeit der Studie zunächst zunehmend häufiger auf. Allerdings ergab eine detaillierte statistische Analyse der Daten nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für einen Einfluss dieser Faktoren auf den Heuschnupfen.

Mangelndes "Training" des frühkindlichen Immunsystems fördert eine Entwicklung von Allergien.

1991 hatten 70% der untersuchten Kinder in Ostdeutschland Geschwister, eine Tatsache, die häufig mit vermehrten Infektionen des kleinen Kindes verknüpft ist. 2000 waren es nur noch 55%. Die Einzelkinder, die in dieser Studie untersucht wurden, hatten 1,5 Mal so häufig Heuschnupfen wie Kinder mit Geschwistern.

Im Jahr 2000 besuchten noch 73% der untersuchten Kinder aus Ostdeutschland vor ihrem dritten Lebensjahr eine Kinderkrippe. Dieser Anteil ist ähnlich wie zu Beginn der 90er Jahre und liegt weit über dem der untersuchten westdeutschen Kinder (13%). Insofern erklären diese frühkindlichen Immunstimulationen den Anstieg des Heuschnupfens im ostdeutschen Untersuchungsgebiet nur unzureichend.

Umweltschadstoffe können die Entwicklung von Allergien begünstigen.

Für die meisten Umweltschadstoffe (Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, Partikel, Ozon) ist eine solche Wirkung tierexperimentell nachgewiesen worden. Allerdings: Während Schwefeldioxid und Schwebstaub stark abgenommen haben, nahmen Allergien bei den untersuchten Kindern zu. Diese Tatsache bedeutet jedoch nicht, dass eine hohe Schwefeldioxidbelastung Allergien verhindert.

Die Belastung mit Schadstoffen aus dem Straßenverkehr scheint allerdings allergische Erkrankungen zu begünstigen und die Zunahme solcher Symptome in Ostdeutschland teilweise zu erklären. Zwischen 1995 und 2000 nahm die Häufigkeit von Niesanfällen bei Kindern, die nahe an einer verkehrsreichen Straße wohnten 1,6-fach, bei Kindern, die weiter weg wohnten, nur 1,1-fach zu.

 

Einflussfaktoren aus dem Innenraum

 

 

Die Innenraumsituation hat sich bei chemischen Schadstoffen zwischen 1997 und 2000 tendenziell verbessert. Die Untersuchungsergebnisse chemischer und biologischer Innenraumfaktoren spiegeln die normale Situation der Haushalte in Sachsen-Anhalt wider und können als Vergleich für die Bewertung von Wohnungen herangezogen werden.

Bei den Innenraumallergenen "Schimmelpilze im Matratzenstaub" ist zwischen 1997 und 2000 eine leichte Zunahme erkennbar. Insgesamt sind die Schimmelpilzkonzentrationen sowohl in der Luft als auch im Matratzen- und Bodenstaub in den ländlichen Untersuchungsorten tendenziell höher als in den städtischen. Dies trifft auch auf die Hausstaub-Milben-Konzentrationen im Matratzenstaub zu.

 

Interne Schwermetallbelastung

 

 

Untersucht wurden Kinder aus Halle, Magdeburg, Salzwedel, Gardelegen und Osterburg hinsichtlich der Belastung mit Cadmium und Quecksilber. Generell ist festzustellen, dass alle Messwerte in einem Bereich liegen, wo keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten ist und somit kein Handlungsbedarf besteht.

Darüber hinaus wurden einige Besonderheiten ermittelt:

 

 

 

Bei den Untersuchungen zu Cadmiumbelastungen wurden signifikante Ortsunterschiede zwischen den städtischen (Halle, Magdeburg) und ländlichen Regionen ermittelt. Während in den ländlichen Untersuchungsgebieten Gardelegen und Osterburg die Mittelwerte gegenüber den Messungen von 1997 im Wesentlichen konstant blieben, stiegen sie im Stadtgebiet Salzwedel mäßig und in den Großstädten Halle und Magdeburg relativ stark.

Auf die Quecksilber-Werte hat insbesondere die Zahl der Amalgam-Füllungen Einfluss, die andere Einflüsse einschließlich der Ortsunterschiede überdecken. Die Mittelwerte der Quecksilberbelastungen fielen gegenüber 1997 - mit Ausnahme von Gardelegen - weiter.

 

 

 

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