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Runder Tisch Geburt und Familie bringt Geburtshilfe voran
20.02.2020, Magdeburg – 15
- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Magdeburg. Welche Weichen müssen in Sachsen-Anhalt gestellt werden, um die
natürliche Geburt zu stärken, den Bedarf an Geburtshilfe zu decken und die
Qualität zu sichern? Mit diesen Fragen konstituierte sich auf Einladung des
Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration im November 2016 ein ?Runder
Tisch Geburt und Familie?. Nach vier Zusammenkünften haben die Mitglieder heute
in Magdeburg Bilanz gezogen. Zentrale Anliegen des Runden Tisches
konnten umgesetzt werden. So gibt es eine Studie zur Situation der Hebammen, in
Halle wird zum Wintersemester 2020/21 ein Studiengang für Hebammen eingerichtet
und die ersten beiden hebammengeleiteten Kreißsäle in Sachsen-Anhalt haben
erfolgreich die Arbeit aufgenommen. ?Wir können gemeinsam stolz auf das Erreichte
sein?, resümiert Sozialministerin Petra Grimm-Benne und dankt allen
Mitwirkenden.
Auf
Initiative des Runden Tisches beleuchtet eine Studie nun erstmals die Situation von rund 430 Hebammen und Entbindungspfleger in Sachsen-Anhalt. Regional
ist die Situation danach sehr unterschiedlich. Ein Blick auf die Geburtenzahlen
der vergangenen zehn Jahre zeigt: in Magdeburg stieg die Geburtenzahl um fast
ein Viertel, in Mansfeld-Südharz sank sie um 8,8 Prozent. Entsprechend werden
für einzelne Regionen auch unterschiedliche Bedarfe prognostiziert.
?Um
den Bedarf zu decken, ist die Akademisierung der Hebammenausbildung ein
wichtiger Baustein?, sagt Grimm-Benne. Damit werde der Beruf aufgewertet und
attraktiv für Studienanfängerinnen und -anfänger. In Sachsen-Anhalt wird der
erste Studiengang Hebammenwissenschaft mit 20 Studienplätzen zum Wintersemester
2021/22 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) starten. ?Der
Studiengang wird derzeit erarbeitet und in den Gremien der Universität
verabschiedet, wobei noch wichtige Regelungen von Seiten der Regierungsbehörden
festzulegen sind? ergänzt Frau Dr. Gertrud M. Ayerle, wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der Medizinischen Fakultät der MLU. Weiter bekräftigt sie:
?Der Studiengang stellt neben dem hochschulischen einen berufspraktischen Studienteil
im Umfang von mindestens 2.200 Stunden sicher. Dadurch können die Kompetenzen
einer Hebamme fundiert erlernt und auf einer soliden Grundlage
wissenschaftlicher Erkenntnisse aufbauen?.
Als
weiteren Schritt einigten sich die Teilnehmenden auf Handlungsempfehlungen,
darunter die im Koalitionsvertrag verankerte Prüfung, ob ein ?Hebammengeleiteter
Kreißsaal? eingerichtet werden kann. ?Aus der Theorie ist bereits gute Praxis
geworden?, sagt Grimm-Benne. Beim sachsen-anhaltischen Pilotprojekt mit zwei
Kliniken in Halle (Saale) begleiten Hebammen natürliche Geburten und
entscheiden eigenverantwortlich, wann ein Arzt hinzugezogen werden muss. Das
Land finanziert über drei Jahre zusätzliches Personal und Sachkosten. ?Die
Arbeitsverhältnisse von Hebammen sollen verbessert und durch bessere Betreuung
die Qualität der Geburtshilfe gesichert werden?, sagt Grimm-Benne im Vorfeld
über die Aufwertung des Berufsstandes. Zudem soll mit dem hebammengeleiteten
Kreißsaal die natürliche Geburt gestärkt und die gestiegenen Kaiserschnittzahlen
im Land gesenkt werden.
Das Zusatzangebot
Hebammenkreißsaal bietet Spontangeburten betreut durch eine Hebamme im
1:1-Verhältnis, in häuslich-geborgener Atmosphäre mitten im Herzen einer großen
Klinik, das heißt für den Ernstfall abgesichert durch Hochleistungsmedizin
eines Perinatalzentrum Level 1?, sagt Priv.-Doz. Dr. Gregor Seliger, leitender
Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum
Halle.
Gemeinsam
mit den Aktiven am Runden Tisch hatte sich Sachsen-Anhalt zudem auf den Weg
gemacht, einen Hebammenfonds aufzulegen, der Berufseinsteigerinnen unterstützt.
Nach dem Start Ende 2019 soll er 2020 fortgesetzt werden. Derzeit sind die
Haushaltsberatungen allerdings noch nicht abgeschlossen.
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