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Pressemitteilungen

Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Arbeit und Soziales

Rede Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration
ES GILT DAS GESPROCHENE WORT!!!!
Landtagssitzung vom 18. bis 19. Dezember 2018
Sitzung am 19. Dezember 2018
TOP 5 - LT-Drs. 7/3728 ? Aktuelle Debatte - Schulgeldfreiheit für Erzieher- und Heilberufe ? neue Wege in der beruflichen Bildung

19.12.2018, Magdeburg – 91

  • Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung

Sehr

geehrte Frau Präsidentin!Sehr

geehrte Damen und Herren Abgeordnete!

 

Ich

bin froh, dass die Diskussion über das Thema Schulgeldfreiheit für

Gesundheitsfachberufe bundesweit, aber insbesondere auch hier bei uns an Fahrt

aufnimmt. Wir müssen Wege ebnen! Ich unterstütze ganz ausdrücklich Forderungen

danach, dass Schülerinnen und Schüler in der therapeutischen Berufsausbildung

kein Schuldgeld mehr zahlen müssen. Das wäre ein wichtiger Baustein, um künftig

ausreichend Nachwuchskräfte gewinnen zu können. Wir brauchen

Fachkräftenachwuchs und wir sollten nicht länger riskieren, dass Schulgeld

Interessierte davon abhält, einen dieser wichtigen Berufe zu wählen!

 

Wer

Schulgeld abschafft, baut Hürden ab!  Es

ist darüber hinaus auch eine Frage der Gerechtigkeit. Oder ist es gerecht, dass

Ärzte ihre Ausbildung vom Staat finanziert bekommen und Physiotherapeuten und

Logopäden zum Teil Schuldgeld bezahlen müssen, wenn sie ihren Beruf an

Privatschulen lernen?

 

Meine

Damen und Herren,

 

Wir

haben gemeinsam erreicht, dass in der Altenpflege kein Schulgeld mehr bezahlt

werden muss. Ich wünsche mir sehr, dass das auch für andere Berufe gelingt. Ich

werbe nachdrücklich: lassen Sie uns gemeinsam prüfen, wie wir auf diesem Weg

vorankommen können! Wir ermitteln gerade, wie viele Auszubildende in

Gesundheitsfachberufen derzeit Schulgeld zahlen. Wir reden hier sicher nicht

von riesigen Zahlen. Von den knapp 400 jungen Menschen, die im Schuljahr

2017/18 eine Ausbildung als Physiotherapeut oder Physiotherapeutin begonnen

haben, lernt mehr als die Hälfte an einer Privatschule, bei gut 180 angehenden

Ergotherapeuten ist es ebenso, bei den knapp 40 Logopäden jeder zweite.

 

Sie

wissen: der Bund hat sich das Thema ebenfalls auf die Fahnen geschrieben. Es

gibt bei Minister Spahn eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Beteiligung von

Sachsen-Anhalt, die Wege ausloten will. Physiotherapeuten, Logopäden,

Ergotherapeuten und Podologen soll mehr Verantwortung übertragen werden, zudem

soll ihre Arbeit entbürokratisiert und das Schulgeld für Auszubildende

abgeschafft werden. Und Anfang der Woche hat Ministerin Giffey

angekündigt, dass sie die Erzieher-Ausbildung unterstützen will. Bundesweit 300

Millionen Euro hat sie in Aussicht gestellt, damit Schüler in den beiden

Ausbildungsjahren an Fachschulen Ausbildungsvergütung erhalten können.

 

Müssen

wir warten, bis das Realität wird?

 

Bei uns in Sachsen-Anhalt wird von Schulen in freier

Trägerschaft noch immer Schulgeld für acht Ausbildungen verlangt: in der

Diätassistenz, Ergotherapie, Physiotherapie, Masseurin und medizinischer  Bademeister, pharmazeutisch-technische

Assistenz, medizinisch-technische Laboratoriumsassistenz,

medizinisch-technische Assistenz für Funktionsdiagnostik und Logopädie - sowie

für Erzieher verlangt. Mit dem Schulgeld kompensieren die privaten Schulen den

bisher nicht finanzierten Schulkostenteil.

 

Schulgeldfrei sind diese Ausbildungen dagegen an

Berufsfachschulen und Fachschulen, soweit es sich um öffentliche, also

staatliche bzw. kommunale Schulen handelt und auch, wenn die Schulen, an einem

Krankenhaus angeschlossen sind und die Kosten über das Krankenhausfinanzierungsgesetz

refinanziert werden. Das führt dazu, dass für die gleiche Ausbildung je nach

Träger Schulgeld gezahlt werden muss oder auch nicht. Das ist eine

Ungleichheit, die kaum vermittelbar ist.

 

Meine Damen und Herren,

 

lassen Sie mich den Blick zunächst auf die

Gesundheitsfachberufe lenken: Die Frage der Schulgeldfreiheit ist im Kontext

mit den anstehenden komplexen Veränderungen im Bereich der

Gesundheitsfachberufe zu sehen, die vor uns liegen. Die Gesundheitsfachberufe

müssen künftig so attraktiv gestaltet werden, dass sich genügend gut motivierte

junge Menschen für die Ausbildung entscheiden und später möglichst lange im

Beruf verweilen. Dafür braucht es Karriereperspektiven, eine attraktive

Entlohnung, gute Rahmenbedingungen, um Familie und Beruf zu vereinen ? usw.

 

Der Bund hat erkannt, dass es dringenden

Handlungsbedarf gibt. Im Koalitionsvertrag auf Bundesebene ist vereinbart, dass

die Ausbildung der Gesundheitsfachberufe gestärkt werden soll. Dazu gehört,

dass das Schulgeld für die Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen abgeschafft

werden soll. Ich hoffe, dass hier am Ende ein gutes Gesamtpaket herauskommt!

Aber es gibt eben bisher noch keinen konkreten Fahrplan.

 

Und dann das große Feld der Erzieherausbildung! Der Fachkräftebedarf ist schon jetzt hoch und wird durch die

Verbesserungen im neuen KiFöG weiter steigen, zudem tritt ein großer Teil der

pädagogischen Fachkräfte in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Wenn wir eine hohe Qualität in der frühkindlichen

Bildung wollen, brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte. Um genügend Nachwuchs

zu gewinnen, müssen Ausbildung und Beruf auch hier attraktiver werden. Das

setzt ein Bündel von Maßnahmen voraus. So braucht es zum Beispiel Alternativen

wie die dualorientierte Ausbildung und gute Möglichkeiten zum Quereinstieg in

den Beruf. Schulgeldfreiheit ist in diesem Kontext eine zentrale Forderung.

Hier können uns die Gelder aus dem Gute-Kita-Gesetz helfen, die jetzt

zusätzlich angekündigten Mittel für die Erzieher-Ausbildung ebenso.

 

Meine Damen und Herren,

 

ich betone noch einmal: Schulgeldfreiheit ist ein

wichtiges Ziel. Lassen Sie uns schauen, wie wir es voranbringen können.

 

 

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