Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Arbeitsminister Bischoff: Gute Arbeit ist mehr als guter Lohn
30.04.2015, Magdeburg – 20
- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
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Arbeitsminister
Norbert Bischoff wird am morgigen 1. Mai (Tag der Arbeit) an der zentralen Veranstaltung
des Deutschen Gewerkschaftsbundes für Sachsen-Anhalt teilnehmen und um 10.00
Uhr auf dem Marktplatz in Halle ein Grußwort sprechen. Im Folgenden wird der
Wortlaut dokumentiert.
?Am 01. Mai, dem internationalen Feiertag der
Arbeitenden ging es nie allein um ?Arbeit als Selbstzweck? oder ?Arbeit um
jeden Preis?, es ging immer auch um ?Arbeit als Grundlage für ein gutes Leben?,
um ?Qualität der Arbeit?, um ?Humanisierung der Arbeitswelt? - also um all das,
was wir heute unter dem Begriff der ?Guten Arbeit? zusammenfassen.
Vor hundert Jahren waren die Ziele noch klar:
menschenwürdige Arbeitsbedingungen, kürzere Arbeitszeiten, Absicherung im Fall
von Krankheit und Arbeitslosigkeit, ein gerechter Lohn. Die Arbeiterbewegung
hat hier viel erreicht. Ihre ursprünglichen Forderungen sind heute weitgehend
gesellschaftlicher Konsens und in das deutsche Modell der Sozialen
Marktwirtschaft eingeflossen.
Gleichwohl gibt es auch heute noch große
Herausforderungen, auch wenn diese vielleicht etwas subtiler geworden sind.
Auch heute noch gibt es Menschen, die von Ihrer
Arbeit nicht leben können. Rund 30.000 Menschen in Sachsen-Anhalt beziehen
Grundsicherung, obwohl sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.
Auch heute noch haben viele Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer unsichere und prekäre Arbeitsplätze. Sie sind befristet
beschäftigt oder haben ein Arbeitsverhältnis in Leiharbeit.
Auch heute noch gibt es Arbeitsbedingungen, die
unzufrieden oder sogar krank machen ? gerade die psychischen Belastungen haben
stark zugenommen.
Die Auseinandersetzung um ?Gute Arbeit? ist also
längst nicht zu Ende, sondern muss weiter geführt werden. Jetzt ist dafür ein
guter Zeitpunkt. Nach einer langen Phase der Massenarbeitslosigkeit in
Sachsen-Anhalt, in der das Thema der ?guten Arbeit? oft in den Hintergrund
getreten ist, bietet der auch demografisch bedingte Wandel auf dem Arbeitsmarkt
in Sachsen-Anhalt hier neue Chancen. Immer mehr Unternehmen merken, dass sie
sich um ihre gut qualifizierten Beschäftigten bemühen müssen, wenn sie diese
halten wollen, und dass sie attraktive Arbeitsbedingungen bieten müssen, wenn
sie gute Fachkräfte gewinnen wollen. Der wirtschaftliche Erfolg eines
Unternehmens hängt nicht zuletzt von der Lösung dieser Fragen ab. Diese
Erkenntnis führt dazu, dass das Thema ?Gute Arbeit? oder anders übersetzt
?Attraktive Arbeitsplätze? auch in der Wirtschaft stärkere Bedeutung und
Akzeptanz erhält.
Diesen Sinneswandel gilt es zu nutzen, um auf dem
Weg zur guten Arbeit weiter voran zu kommen. Nachhaltig erfolgreich wird dabei
all das sein, was die Sozialpartner gemeinsam und unter einem vernünftigen
Ausgleich der Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern entwickeln. Diese
Herausforderung müssen die Tarifpartner nun annehmen. Eine wichtige
Rahmenbedingung schafft dazu der gesetzliche Mindestlohn. Mit dessen Einführung
wurde klar geregelt, dass es keine bezahlte Arbeit unter einem Stundenlohn von
8,50 Euro geben darf. Dies schafft für alle klare Verhältnisse. Auf dieser
Grundlinie kann alles Weitere aufbauen.
Wichtig ist aber, dass ?Gute Arbeit? sich nicht
allein auf die Frage des gerechten Lohns begrenzt. ?Gute Arbeit? heißt
insbesondere auch gute Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung und
Weiterentwicklung, heißt Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Mitbestimmung
und Mitgestaltung am Arbeitsplatz. Es geht auch um angemessene Aufgaben, denn
weder Unter- noch Überforderung sind gut, um ein gutes Betriebsklima und einen wertschätzenden
Umgang am Arbeitsplatz.
Die Landesregierung hat ?Gute Arbeit? in diesem
Sinne zu einer Leitlinie ihres Arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes und auch
ihrer Förderpolitik im Rahmen des Europäischen Sozialfonds bis 2020 gemacht.
Konkret werden wir Unternehmen unterstützen, die ihre Personal- und
Organisationsstrukturen in Sinne guter
Arbeit weiterentwickeln wollen ? etwa durch spezielle Beratungsangebote oder
die Finanzierung von Weiterbildungen.
Ich denke, dass wir damit auch von Seiten der
Landesregierung einen guten Beitrag zur Verbesserung der Arbeitswelt in
Sachsen-Anhalt und zur Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen leisten. Aus meiner
Sicht ist dies die wichtigste Voraussetzung dafür, dass qualifizierte
Fachkräfte auch künftig gern in Sachsen-Anhalt leben und hier zu einer guten
Wirtschaftsentwicklung beitragen.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Menschen
hier willkommen zu heißen, die zu uns geflüchtet sind, weil in ihren
Heimatländer Krieg, Unterdrückung oder auch unerträgliche wirtschaftliche Not
herrscht. Die aktuellen Flüchtlingsströme sind in diesem Sinne nicht nur eine
große Herausforderung für alle Beteiligten, sie sind auch eine große Chance für
eine weiterhin positive soziale und wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes.
Sicher ist aber auch, dass wir gute Arbeit nur durch
gemeinsame Anstrengung auf allen Ebenen erreichen können - in der Politik, bei
den Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern, aber auch bei der Ausgestaltung
der konkreten Arbeitsverhältnisse in den Betrieben selbst. Jede und jeder kann
dazu einen Beitrag leisten. Dafür brauchen wir einen langen Atem.
Daher sollten wir heute feiern und Kraft schöpfen
und ab morgen wieder ?die Arbeit der Zukunft gestalten?, wie es das Motto der
heutigen Veranstaltung beschreibt.
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