Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Mehr Selbstbestimmung durch neue Wohnformen im Alter
09.11.2017, Magdeburg – 109
- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Halle. Um im Alter und bei Pflegebedürftigkeit eine gute Lebensqualität und
Teilhabe am sozialen Leben beizubehalten, nutzen Sachsen-Anhalter zunehmend
neue Wohnformen. Das ist das zentrale
Thema, das heute bei der fünften Auflage des Runden Tisches Pflege in der
Hallenser Paul-Riebeck-Stiftung diskutiert wurde. ?Wissenschaftliche
Untersuchungen belegen, dass der alternde Mensch so lange wie möglich in seiner
vertrauten Umgebung bleiben möchte?, sagte Petra Grimm-Benne, Ministerin für
Arbeit, Soziales und Integration, im Vorfeld der Veranstaltung. Mit
Blick auf den demografischen Wandel stehe Sachsen-Anhalt mit der bundesweit
dritthöchsten Pflegequote und einer überdurchschnittlich stark alternden
Bevölkerung vor großen Herausforderungen.
Dabei haben sich
als Alternative neben den klassischen Altenpflegeheimen einerseits verschiedene
Formen des betreuten Wohnens als Einzel-, Paar- oder Familienwohnen
herausgebildet. Andererseits haben sich ambulant betreute Wohngemeinschaften
für Pflegebedürftige oder für Menschen mit Behinderungen herausgebildet. In
der Regel wohnen acht bis zwölf Menschen gemeinsam in einer großen Wohnung oder
einem Haus. Dienstleistungsanbieter wie ambulante Pflegedienste, Präsenzkräfte
zur Regelung der Alltagsorganisation oder Anbieter für Hauswirtschaft oder
Betreuung werden von den Bewohnerinnen und Bewohnern je nach Bedarf ausgewählt.
?Diese Wohnform ermöglicht es, ein selbstbestimmtes, individuelles sowie
unabhängiges Leben in einem gemeinsamen Haushalt zu führen?, sagt Grimm-Benne.
Das Wohn- und
Teilhabegesetz des Landes Sachsen-Anhalt (WTG LSA) hat dafür die rechtlichen
Rahmenbedingungen geschaffen. Seit Inkrafttreten des Gesetzes hat sich die
Anzahl der entstandenen Wohnformen kontinuierlich erhöht. Zählte das Land im
Jahr 2011 noch acht nicht selbst organisierte Wohngemeinschaften (WG) mit 106
Plätzen, so waren es 2016 insgesamt 51 WGs mit 494 Plätzen. Im gleichen
Zeitraum erhöhte sich die Zahl der selbstorganisierten WGs von 16 mit 157
Plätzen auf mehr als 50 mit 486 Plätzen. ?Finanzielle Anreize haben vor allem
das Pflegeneuausrichtungs- und die Pflegestärkungsgesetze gesetzt und dieser
Entwicklung einen neuen Schub gegeben?, sagt Grimm-Benne. Diese Entwicklung
müsse weiterhin gefördert werden.
?Die Resonanz in
der Bevölkerung ist positiv, es gibt
kaum Probleme, neue Bewohner zu finden?, erklärt Referent Pablo Rischard
vom Institut AGP Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule
Freiburg/Breisgau. Es lohne sich, in neue Konzepte zu investieren und sich
aufzumachen, ?sorgende Gemeinschaften? vor Ort aufzubauen. ?Neue Wohnformen
stellen einen Baustein dar, der die Zukunftsfähigkeit unserer Dörfer und Städte
in Zukunft mit ausmachen wird?, sagt Rischard.
Jost Riecke,
Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt (VDW), stellte
innovative Ansätze im Land vor. Er forderte unter anderem integrierte Stadt- und
Gemeindeentwicklungskonzepte, regionale Netzwerke von familiärem,
nachbarschaftlichem und bürgerschaftlichem Engagement sowie eine ressortübergreifende
Zusammenarbeit der Kompetenzträger von Bau/Technik, Gesundheit, Soziales und
Verwaltung. ?Selbstbestimmtes und angemessenes Wohnen im Alter darf kein
Luxusgut werden?, sagte Riecke.
Hintergrund:
In Halle/Saale
werden laut Statistischem Landesamt von insgesamt 10.221 Pflegebedürftigen 71,4
Prozent durch Angehörige oder ambulante Pflegedienste zu Hause versorgt,
während 28,6 Prozent in stationären Einrichtungen lebt. Das entspricht
annähernd dem Landesdurchschnitt (71 Prozent ambulant zu 29 Prozent stationär).
Die
Leistungserbringung wird somit hauptsächlich von der Familie, von 61
professionellen ambulanten Pflegediensten und 59 stationären
Pflegeeinrichtungen mit 3194 Plätzen geleistet. Daneben gibt es im Stadtgebiet
neun nicht selbst organisierte WGs mit 86 Plätzen und neun der Heimaufsicht
bekannte selbstorganisierte WGs mit 78 Plätzen.
Der Leitfaden
?Ambulant betreute Wohngemeinschaft in Sachsen-Anhalt?, der im Rahmen der
Demografie-Allianz erstellt wurde, ist über den Internetauftritt des
Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration abrufbar unter: www.ms.sachsen-anhalt.de/
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